Ich lese gerne Marketingbücher. PR-Bücher hingegen interessieren mich nur sehr wenig. Dies gilt für Online-PR-Bücher um so mehr. Als die ersten dieser Bücher vor rund 10 Jahren auf den Markt kamen, habe ich viele davon gelesen. Ich erinnere mich noch, dass ich voller Bewunderung „Public Relations on the Net“ von Shel Holtz (1999) gelesen habe. Aber wenn man ehrlich ist: Über die reine Übertragung klassischer PR-Lehre auf die Online-Welt ging es kaum hinaus. Auch in den vergangenen Jahren mit dem Web 2.0-Hype wurden meist nur die neuen Kommunikationswelten dargestellt und die neuen Instrumente wie Blogs, Foren, Social Bookmarking etc. vorgestellt. Mir fehlte immer der strategische Gehalt und die wirklich neue Sichtweise.
David Meerman Scott nimmt in seinem neuen Buch The New Rules of Marketing & PR eine neue Sichtweise ein. Dies zeigt schon der Untertitel: „How to use news releases, blogs, podcasts, viral marketing & online media to reach buyers directly.“ Als PR-Mann, der ich auch bin, ist es nicht leicht hier Position vor der reinen Lehre einzunehmen. Aber ich bin zugleich Marketingmann und habe nunmal eine Vertriebsorientierung in mir. Und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen zeigt sich – wie ich selbst erleben kann – dass das Internet die Art, wie Unternehmen ihre Botschaften auch mit Hilfe ihrer PR-Arbeit an (potentielle) Kunden kommunizieren, grundsätzlich verändert hat. Neben dem Weg über Dialoggruppen, der unverändert besteht und unverändert wichtig ist, muss man anerkennen, dass potentielle Kunden sich ihre Informationen selbst suchen: Während früher Presseinformationen an kleine, ausgewählte Presseverteiler gingen, verteilen wir heute Presseinformationen auch über Online-Presseservices wie pressrelations.de oder pressebox.de, über die eigenen Webseiten sowie per RSS. Wer kennt das nicht, dass er sich über Unternehmen im Pressebereich informiert, da dies der einzige Bereich ist, in dem man aktuelle Informationen erwarten kann, während der Rest der Website monatelang nicht geändert wird. So kommen zahlreiche Nicht-Journalisten auf den chain relations-Pressebereich und gehen dann weiter auf die Kunden-Websites. Man kann häufig schon an der Suchanfrage erkennen, dass die Suchenden in der Recherchephase für eine Produktentscheidung sind. Ich sehe es als meine Aufgabe für meine Kunden, auch für Zugriffe zu sorgen und Suchmaschinenmarketing spielt daher eine große Rolle. Aber ich bin Marketingmann und nicht nur PR’ler, wie sich auch in dieser Diskussion mit dem Kollegen Ed Wohlfahrt zeigt.
Eine schöne Seitenbemerkung im Buch ist die Erklärung, warum David Meerman Scott seinen 2. Namen verwendet. Ohne den ungewöhnlichen Zusatz würde er angesichts namhafter Namensvettern (ein Politiker sowie ein bekannter Triathlet) in Suchmaschinen untergehen. Meine Namensvettern sind auch zahlreich vorhanden. Allerdings beherrsche ich die Rankings in den Suchmaschinen, auch wenn ich keine Domain mit „torstenherrmann“ besitze. Hätte ich als zweiten Namen so eine Blüte wie „Meerman“, würde ich ihn vielleicht auch verwenden. Auch wenn ich mir dann die gleiche Arroganz-Schelte wie David Meerman Scott anhören müsste.
Meine Kunden sind kleine und mittelständische Technologieunternehmen. Für jeden, der diese Zielgruppe hat, ist dieses Buch eine große Inspiration. Short note for the author, who might find this: Great book! 5 stars out of 5!