Panda und Pinguin, Hummingbird und Pigeon – Google ist schon immer etwas eigen, wenn es um die Namensgebung seiner Suchalgorithmen-Updates geht. SEO-Experten auf der ganzen Welt haben dafür vermutlich nur ein Schmunzeln übrig. Denn weil Google praktisch täglich kleine und größere Updates veröffentlicht (nicht immer mit Namen), besteht die Arbeit im SEO-Bereich zu großen Teilen aus Fortbildung.
Auch deswegen ist Suchmaschinenoptimierung für Unternehmen ohne eigene SEO-Spezialisten ein schwieriges Feld. Wer sich nicht regelmäßig informiert, verliert schnell den Überblick über die Wertigkeit der einzelnen Ranking-Faktoren. Deswegen zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag, worauf Sie derzeit besonders stark achten sollten.
Zur Orientierung nennen wir Ihnen drei Kriterien, die für Google momentan eine besonders große Rolle spielen. Dazu geben wir Ihnen für jeden dieser Faktoren eine Reihe von Tipps, mit denen Sie Ihr Google-Ranking relativ schnell verbessern können.
#1: Die Dwell-Time
Beim Ranking der Suchbegriffe zu einem bestimmten Keyword berücksichtigt Google die Keyword-Dichte auf einer Webseite immer weniger. Wichtiger ist Google mittlerweile, dass Nutzer ohne große Umschweife genau die Informationen finden, nach denen sie auch suchen.
Ein wichtiger Indikator dafür ist die Dwell-Time: Sie bezeichnet die Zeit, die Ihre Besucher durchschnittlich auf Ihrer Webseite verbringen, bevor Sie auf die Ergebnisseite der Suchmaschine zurückkehren. Sie wird von RankBrain, Googles selbstlernendem KI-Algorithmus, momentan besonders stark gewichtet. Das ergibt auch Sinn: Denn wer eine gewisse Zeit auf einer Webseite verbringt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit sein gewünschtes Suchergebnis gefunden.
Laut einer Studie von Searchmetrics beträgt die Durchschnittszeit, die User auf einer der Top-10-Seiten im Google Ranking verbringen, rund 3 Minuten und 10 Sekunden. Dieser Wert ist sicher etwas relativ. Schließlich gibt es Seiten auf Ihrer Homepage, auf der Ihre Besucher im Idealfall nicht sonderlich lange verweilen. Zum Beispiel Landing Pages, auf denen Interessierte Ihre Kontaktdaten im Tausch gegen ein Whitepaper angeben.
Als Richtwert sind die 190 Sekunden, die Searchmetrics angibt, aber durchaus nützlich. Die Frage ist natürlich: Wie können Sie dafür sorgen, dass Besucher Ihre Webseite nicht gleich wieder verlassen?
Hier sind ein paar einfache Maßnahmen, mit denen Sie die Dwell-Time einer Seite erhöhen:
- Optimieren Sie die Geschwindigkeit Ihrer Seite: Der erste Eindruck macht auch bei Webseiten einiges aus. Lädt Ihre Seite zu langsam, verlieren Besucher die Geduld und suchen woanders nach Informationen. Sorgen Sie also dafür, dass die Ladegeschwindigkeit Ihrer Webseite so hoch wie möglich ist! Und zwar sowohl in der Desktop- als auch in der Mobile-Version Ihrer Webseite.
- Passen Sie sich den Lesegewohnheiten im Internet an: Kaum etwas schreckt Ihre Besucher so ab wie lange Textabschnitte mit ellenlangen, verschachtelten Sätzen, ohne Absätze, ohne Überschriften. Beschränken Sie sich lieber auf das Wesentliche: Verwenden Sie kurze Sätze, überschaubare Absätze, Fettungen, Aufzählungen, Zwischenüberschriften und kleine Cliffhanger, die zum Weiterlesen animieren.
- Arbeiten Sie mit Werteversprechen: Haben Internetnutzer den Eindruck, dass eine Seite keinen Mehrwert für sie bietet, suchen sie sofort das Weite. Daher ist es wichtig, dass Besucher sofort wissen, was sie bei Ihnen erwartet. Dies sollten Sie bereits in der Metabeschreibung Ihrer Webseite, aber auch auf der Seite selbst in den Vordergrund stellen.
#2: Die CTR-Rate
Um den Kontext einer Seite einschätzen zu können, legt Google derzeit besonderen Wert auf die Click-Through-Rate (CTR). Dieser Wert gibt wieder, wie oft Besucher, denen Ihre Webseite auf einer SERP (Search Engine Result Page) angezeigt wird, tatsächlich darauf klicken. Ist der Wert besonders hoch, wertet Google dies als Zeichen dafür, dass Suchende dort finden, was sie laut Keyword gesucht haben.
Im Grunde dreht sich für Google auch bei der CTR alles um die User Experience. Auch hier geht der Algorithmus der Suchmaschine davon aus, dass Ihre Seite im Kontext des Keywords keine hohe Relevanz besitzt, wenn sie zwar gesehen, aber nicht angeklickt wird. Folglich rutscht Ihre Seite in der Trefferliste nach hinten.
Leider wird es immer schwieriger, bei der organischen Suchanzeige eine gute CTR zu erzielen. Das liegt daran, dass Google immer mehr Raum für bezahlte Anzeigen, Antwortboxen und Videovorschläge schafft. Darunter leiden die unbezahlten Ergebnisse.
Bei manchen Keywords ist es z. B. schon so weit, dass Suchende ein Stück nach unten scrollen müssen, ehe sie den ersten organischen Treffer zu Gesicht bekommen. So zum Beispiel beim begehrten Suchbegriff „ERP-System“:
Vor diesem Hintergrund ist klar: Ihre Snippets müssen sitzen! Das fängt bei der Überschrift an, geht weiter bei der URL und endet bei der Metabeschreibung. Worauf sollten Sie dabei achten?
- Setzen Sie auf Longtail-Keywords: Den Screenshot haben wir nicht ohne Grund ausgewählt. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie umkämpft die SERP-Seite 1 bei allgemeinen, sehr begehrten Suchbegriffen geworden ist. Bei Longtail-Keywords ist die Situation meist noch nicht so dramatisch. Daher ergibt es Sinn, seine SEO-Aktivitäten auf mehrere Suchbegriffe zu konzentrieren.
- Gehen Sie auf die Bedürfnisse der Suchenden ein: Viele Menschen geben konkrete Fragen in die Suchmaschine ein. Deswegen sollten Sie bei der Wahl der Longtail-Keywords auch auf Fragen setzen. Diese müssen Sie auf Ihrer Webseite dann natürlich so klar und ausführlich wie möglich beantworten.
- Testen Sie verschiedene Versionen: A/B-Tests bleiben auch im SEO-Bereich Standard. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob eine Metabeschreibung oder eine Überschrift die gewünschte Wirkung erzielt, sollten Sie das Snippet in verschiedenen Variationen online stellen und die Ergebnisse mithilfe eines Performance-Tools analysieren.
- Arbeiten Sie mit Listen: Wie bei der Dwell Time sollten Sie darauf achten, Ihre Zielgruppe mit einem Wertversprechen auf Ihre Seite zu locken – und dieses Versprechen dort erfüllen. Bewährt sind dafür Content-Beiträge, die mit Listen arbeiten. Überschriften wie „10 Tipps für…“ oder „Mit diesen 3 Schritten…“ versprechen Kurzweil und sind entsprechend beliebt bei den meisten Internetnutzern.
#3: Mobile-First
Jahrelang konzentrierte sich Googles Algorithmus bei seinen Berechnungen auf die Desktop-Versionen einer Webseite. Das hat sich 2018 geändert. Seit der Einführung des Mobile-First Indexes geht der Algorithmus davon aus, dass die mobile Version der Webseite diejenige ist, auf die er sein Hauptaugenmerk richten sollte.
Laut einer Studie von Brightedge Research stammen mittlerweile 57 Prozent aller Suchanfragen bei Google von Nutzern mobiler Endgeräte. Mit der Einführung des Mobile-First Indexes hat Google auf diesen stetig steigenden Wert reagiert.
Für Unternehmen, die auf ein responsives Webdesign setzen – Desktop- und Mobil-Version einer Webseite sind in diesem Fall gleich und passen ihre Darstellung auf das Gerät an – hatte die Einführung des neuen Ranking-Faktors keine großen Auswirkungen. Sie überstanden die „Zeitenwende“ ohne Schwierigkeiten.
Wer allerdings zwei Versionen anbietet, die sich erheblich voneinander unterscheiden, wurde von Google mit hoher Wahrscheinlichkeit hart dafür abgestraft. Das gleiche gilt für Webseiten mit geringer Ladegeschwindigkeit und einer Vielzahl an Bannern und Werbung. Sie merken: Letztlich steht auch hier wieder das Nutzererlebnis im Vordergrund.
Unternehmen, deren Mobile-Site von Google herabgestuft wurde, sollten sich folglich auf die Usability ihrer Seite konzentrieren. Hier ein paar Tipps, mit denen Sie relativ schnell wieder nach oben kommen sollten:
- Testen Sie die Usability Ihrer Seite: Es gibt zahlreiche kostenlose Software-Lösungen, mit denen Sie die Usability Ihrer Mobile-Sites überprüfen können. Google selbst stellt dafür z. B. ein eigenes, leicht zu bedienendes Tool zur Verfügung, das Ihnen Verbesserungsvorschläge gibt, sofern Optimierungsbedarf besteht.
- Verzichten Sie auf Hidden Content: Seiteninhalte, die Ihre Besucher auf deren Smartphones nicht sofort zu sehen bekommen („See more“), werden von Googles Algorithmus nicht erkannt. Daher kann es sein, dass wichtige Inhalte von der Suchmaschine nicht berücksichtigt werden.
- Bestätigen Sie die Inhaberschaft Ihrer Seite auf der Google Search Console: Achten Sie in jedem Fall darauf, dass Google Ihre Seite für mobile Nutzer auch erkennt. Das funktioniert mit einem Eintrag in der Search Console von Google, die darüber hinaus noch zahlreiche weitere nützliche Analysefunktionen mitbringt. Dort erhalten Sie z. B. einen Überblick darüber, mit welchen Keywords Suchende auf Ihre Seite gestoßen sind.
Zusammengefasst: Worauf sollten SEO-Teams derzeit besonders stark achten?
Die Zeiten, in denen Keywords auf einer Website die alleinigen Herrscher im Reich der weltweit größten Suchmaschine waren, sind lange vorbei. Mittlerweile legt der Suchalgorithmus von Google großen Wert auf den Kontext einer Seite. Also darauf, ob die Seiteninhalte auch wirklich zu dem passen, das die Nutzer über die Keyword-Eingabe gesucht haben.
Wie wir gesehen haben, spielt dabei die Usability einer Webseite eine wichtige Rolle für die Berechnungen des Algorithmus. Verstehen Sie mich aber bitte nicht falsch: Das bedeutet nicht, dass die Klassiker unter den Ranking-Faktoren keine Relevanz mehr haben. Stattdessen setzt Google auf eine komplexe Mixtur verschiedener Faktoren. Hochwertiger Content, gute Backlinks und die Seitenarchitektur sind also auch weiterhin maßgeblich für ein hohes Ranking Ihrer Homepage.