Inhaltsverzeichnis
2. Warum ist Content Marketing so wichtig?
3. Was zeichnet guten Online-Content aus?
4. Content muss jede Phase der Customer Journey unterstützen
5. Wie entsteht eine Content-Marketing-Strategie?
6. Woher nehmen Sie Ihren Content?
7. Stolperfallen im Content Marketing
8. Content Marketing mit chain relations
1. Was ist Content Marketing?
Content Marketing ist eine Strategie, die entscheidungsrelevante Inhalte nutzt, um Kunden in der Customer Journey zu informieren. Dazu zählen Texte in Formaten wie Blogposts, E-Books und Whitepapern, aber auch Grafiken, Videos, Webinare oder Podcasts.
Content Marketing kommt selten isoliert zum Einsatz. In der Regel ist es Teil übergeordneter Programme wie
- E-Mail-Marketing (Newsletter etc.),
- Lead Management,
- Demand Generation (z. B. Account-based Marketing),
- Social Media Marketing und
- Customer-led Growth.
Zugleich ist keine dieser Strategien ohne hochwertige, nützliche Informationsangeboten durchführbar. Sie alle brauchen Inhalte, die Kunden interessieren und animieren, den Kontakt zum Anbieter zu suchen.
Content Marketing ist nicht neu
Dass Unternehmen ihre Zielgruppe mit fachlichen Informationen versorgen, ist kein neues Phänomen. John Deere, ein US-amerikanischer Anbieter für landwirtschaftliche Geräte, bot z. B. bereits 1895 ein Magazin an („The Furrow“), das sich mit Herausforderungen und Trends in der Agrarwirtschaft beschäftigt. Es zählt noch heute zu den meistgelesenen Landwirtschaftsmagazinen der Welt.
Auch im Online-Bereich gab es schon in den 1990er-Jahren Pioniere, die das Potenzial des Internets erkannten und auf ihrer Website hilfreiche Informationen bereitstellten. Als Marketing-Instrument ist Content auch online seit Langem verbreitet.
Content Marketing im Online-Zeitalter
Trotzdem hat Content Marketing bis vor wenigen Jahren für vergleichsweise wenige B2B-Unternehmen eine Rolle gespielt. Die Bedeutung von Webseiten-Traffic war den meisten Marketern zwar immer bewusst. Doch in der Regel versuchten Anbieter auf andere Weise, Menschen auf ihre Webseite zu ziehen. Beispielsweise durch Suchmaschinenoptimierung und Traffic-Einkauf (Advertising, Affiliates, Online-Werbung etc.).
Das hat sich geändert. In ihrem Buch „Think Content!“ nennt die Marketing-Beraterin Miriam Löffler fünf Faktoren, die den Aufstieg von Content Marketing begünstigten:
- Die sozialen Medien werden auch im B2B-Bereich immer wichtiger. Das gilt besonders für die Karrierenetzwerke LinkedIn und XING.
- Marketing, das einer Push-Logik folgt (Outbound Marketing), ist weniger effektiv als früher. Bessere Ergebnisse erzielen Pull-Strategien wie Inbound Marketing, für die Content unabdingbar ist.
- Bei der Bewertung von Inhalten legen die Algorithmen großer Suchmaschinen Wert auf Qualität. Sie wollen die Fragen der User ausführlich, punktgenau und kompetent beantworten.
- Es gibt immer mehr Tools für die Erstellung und Distribution von Content – bis hin zu KI-Software wie ChatGPT. Dadurch sinken die Kosten für Content Marketing kontinuierlich.
- Marketing, PR, Social Media und klassischer Journalismus sind heute schwer zu trennen. Unternehmen entwickeln sich zu relevanten Informationsanbietern.
Die Erfolgsgeschichte des Content Marketings ist noch nicht zu Ende. Laut der Content Marketing Trendstudie 2021 planen mehr als 75 Prozent der deutschen B2B-Unternehmen, ihr Budget für Content Marketing zu erhöhen. 69 Prozent der befragten Führungskräfte bezeichneten ihre Initiativen als „sehr erfolgreich“.
2. Warum ist Content-Marketing wichtig?
Content Marketing ist aufwendig. Unternehmen, die damit neue Kunden gewinnen und ihr Branding stärken wollen, müssen u. a. Strategien entwickeln, Themen identifizieren, einen Redaktionsplan erstellen, den Content produzieren und ihn anschließend bewerben.
Aber: Diese Arbeit rentiert sich. Gutes B2B-Content-Marketing erfüllt acht Aufgaben, die insbesondere für das Lead Management unverzichtbar sind:
- Input für Suchmaschinen: Ohne ausführlichen, hochwertigen Content (z. B. Pillar-Beiträge) sind gute organische Positionen im Ranking einer Suchmaschine unerreichbar.
- Anreiz für eine Registrierung: Content ist das Herzstück von Lead-Management-Strategien wie Inbound Marketing. Diese bieten Kunden einen Tausch: Kontaktdaten gegen Informationen.
- Angebot für Online-Anzeigen: Anzeigen wie Google Ads wirken besonders gut, wenn der Zielgruppe ein Content-Angebot unterbreitet wird.
- Angebot für die Informations-/Recherchephase: Content hilft Entscheider:innen, ihre Herausforderung zu verstehen und eine grobe Idee von einer Lösung (Ihrem Angebot) zu gewinnen.
- Angebot für die Bewertungsphase: Guter Content dient dazu, Bewertungs- und Vergleichsmaßstäbe für eine Entscheidung zu entwickeln.
- Angebot für die Entscheidungsfindung: Content (z. B. Case Studys über bestehende Referenzen) erleichtert es dem Buying Center, die Entscheidung vor dem Kauf abzusichern.
- Lead-Generierung: Exklusive, auf die Anforderungen der Zielgruppen zugeschnittene Informationen helfen, neue Leads für den Vertrieb zu generieren.
- Thought Leadership: Wenn Sie hochwertige Inhalte zu Ihren Fachthemen veröffentlichen, ist eine Positionierung als innovativer Lösungsanbieter (Thought Leader) möglich.
Content Marketing zielt meist auf die Generierung und Entwicklung von Leads ab. Diesem Ansatz entgegen steht ein Konzept, das unter dem Namen Demand Generation (Demand Gen) bekannt ist. Hier geht es darum, mithilfe von zugangsfreien (ungated) Inhalten Beziehungen zu pflegen, Netzwerke („Communities“) aufzubauen und so Nachfrage auf Kundenseite zu fördern.
3. Was zeichnet guten Online-Content aus?
Content soll Kunden von einer Zusammenarbeit mit Ihnen überzeugen. Dafür müssen Ihre Inhalte hilfreich, informativ und qualitativ hochwertig sein.
Welchen Anforderungen Sie gerecht werden müssen, wird mit Blick auf die fünf Typen kommerzieller Informationen deutlich, die Mitarbeiter des Beratungsunternehmens CEB (heute: Gartner) in ihrem Buch „The Challenger Customer“ herausgearbeitet haben:
Die Standards
Generelle Informationen
Die erste Kategorie umfasst alle Content-Angebote, in denen Unternehmen Grundsätzliches über ihre Marke und Angebote erläutern. Dazu zählen Produktseiten und Unternehmensbeschreibungen („Über uns“) sowie Presseinformationen (z. B. Eröffnung eines neuen Standorts).
Akzeptierte Informationen
Zu Stufe zwei gehören Content-Angebote, in denen Unternehmen anerkannte Informationen wiedergeben. Das kann ein Blogbeitrag sein, der den aktuellen Wissensstand zu einem Thema präsentiert. Oder ein Video, das die Grundlagen eines Produktes erklärt.
Die ersten zwei Stufen des CEB-Modells sind in der B2B-Content-Produktion nur bedingt erstrebenswert:
- Mit generellen Informationen können Sie die Entscheidungsfindung maximal zu einem späten Zeitpunkt der Buyer’s Journey (der Anbieterauswahl) unterstützen. Wer eine Problemlösung sucht, kommt damit nicht weiter.
- Akzeptierte Informationen sind in ähnlicher Form auch auf anderen Webseiten zu finden. Dass der Anbieter, der den Content veröffentlicht hat, für die Lösung eines Kundenproblems prädestiniert ist, lässt sich damit nicht beweisen.
Die Entscheidungshelfer
Thought-Leader-Content
Inhaltsangebote, in denen Firmen über den Standard hinausgehen und neue Ansichten zu einem Thema präsentieren, werden im CEB-Modell als Thought-Leader-Content bezeichnet. Das klingt größer, als es ist. Beratungsunternehmen, die einen Consulting-Ansatz entwickelt haben, erfüllen damit z. B. bereits die Kriterien eines Thought Leaders. Es geht per se nicht darum, eine Branche zu revolutionieren, sondern Inhalte anzubieten, die potenziellen Kunden neue Ansichten zu einem Thema präsentieren.
Wenn Sie wissen möchten, wie sich Thought Leadership Marketing in der Praxis anfühlt, empfehlen wir Ihnen unseren Beitrag „Thought Leadership als Ziel im B2B Marketing“. Es handelt sich um ein Interview, in dem wir dieses Thema mit einem unserer Kunden – Andreas Hoberg, Managing Partner der Unternehmensberatung Ingenics AG – diskutieren.
Insights-Content
Damit gemeint sind Inhalte, die sich auf Thought-Leader-Niveau bewegen und gleichzeitig ein tiefes Verständnis für die Branchen und Herausforderungen potenzieller Kunden offenbaren. Daher auch der Begriff „Insights“. Den Entscheider:innen wird klar: Sie müssen etwas verändern, wenn sie nicht im Wettbewerb zurückfallen wollen. Diese Art von Content macht also einen Handlungsbedarf klar.
Commercial-Insights-Content
Die letzte Stufe ist der „Heilige Gral“ im Content Marketing. Es sind Inhalte, die nicht nur Thought-Leadership- und Insights-Wissen enthalten, sondern eine weitere Qualität mitbringen. Commercial-Insights-Content suggeriert, dass nur der Anbieter des Contents die beschriebenen Herausforderungen bewältigen kann. Dafür muss es Unternehmen gelingen, ihr Alleinstellungsmerkmal zu vermitteln. Das funktioniert zwar leider nicht in jedem Szenario. Dennoch sollten Sie dieses Ideal bei der Content-Produktion im Hinterkopf behalten.
Was folgt daraus?
Das CEB-Modell verdeutlicht, worauf es bei der Erstellung von Content im Online-Marketing ankommt: Unternehmen müssen über den Standard hinausgehen und neue Ansichten liefern, durch die sie bei Kunden im Gedächtnis bleiben. Es geht nicht um Unterhaltung, sondern darum, auf Kundenseite Handlungen zu initiieren.
Zugleich müssen Sie in Ihrem Content Branchenkompetenz herausarbeiten und Lösungen präsentieren, die für Ihre Zielgruppen tatsächlich attraktiv sind. Darüber hinaus gilt es, Entscheider:innen im Sinne von Sense Making zu helfen, die Vielzahl an Handlungsoptionen zu vergleichen und so die beste Lösung zu finden.
Wer im B2B-Umfeld heute eine Entscheidung vorbereitet, kann auf eine Vielzahl an Content zurückgreifen. Diese Masse ist nicht immer ein Segen (Stichwort Content Shock). In Gesprächen hören wir immer wieder, wie schwer es Entscheider:innen fällt, vorhandenen Content zu filtern und Angebote sowie Lösungen zu vergleichen. Hier können Sie ansetzen. Mit Sense Making helfen Sie Ihren Kunden, Themen einzuordnen und für deren Unternehmen die beste Entscheidung zu treffen.
4. Content muss jede Phase der Customer Journey unterstützen
Der Entscheidungsprozess für ein B2B-Angebot ist oft lang und komplex. Vor allem wenn es um erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen geht, die aus Kundensicht strategischen Wert haben und hohe Investitionen erfordern.
An solchen Entscheidungen sind Buying Center mit sechs, sieben oder mehr Mitgliedern aus unterschiedlichen Fachabteilungen beteiligt. Hinzu kommen zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die dieses Entscheidungsgremium beeinflussen.
Je höher das Investitionsvolumen und je größer der strategische Wert des B2B-Produktes, desto ausführlicher bereiten sich Buying Center auf den Einkauf vor. Die Mitglieder recherchieren im Internet nach Lösungen, vergleichen Lösungsansätze und -anbieter, informieren sich in ihrem Kontaktnetzwerk (Stichwort Peer Networking), setzen Demos auf oder besuchen gemeinsam Referenzanwender:innen.
Zugleich ist Content auch nach der Entscheidungsfindung relevant. Inhalte dienen dann vor allem der Kundenbindung, aber auch dem Ausbau von Bestandskunden.
Die Customer Journey, die Anbieter mit Content unterstützen wollen, lässt sich grob in vier Abschnitte unterteilen:
Awareness: Das Unternehmen erkennt einen Missstand und beginnt, nach der Ursache zu suchen. Eine oder mehrere Personen versuchen, das Problem zu identifizieren und Informationen darüber zu sammeln.
Consideration: Die Entscheider:innen haben das Problem erkannt. Sie recherchieren nun nach Lösungen und Anbietern.
Decision: Das Unternehmen hat sich für eine Produktkategorie entschieden, sucht die Lösung aus und vergleicht Anbieter, die in Frage kommen.
Retention & Advocacy: Die Lösung wird im Unternehmen implementiert bzw. durchgeführt. Bestenfalls ist der Kunde so zufrieden, dass er den Anbieter weiterempfiehlt oder sich bei Bedarf erneut an ihn wendet.
Ein gutes Content-Marketing-Programm stellt für jede dieser Phasen Informationen bereit. Im Idealfall beantwortet es alle Fragen, die aus Sicht des Buying Centers relevant sind.
5. Wie entsteht eine Content Marketing Strategie?
Content ist in jeder Phase des Lead Managements bedeutsam. Dazu spielen Inhalte auch bei der Erschließung von Up- und Cross-Selling-Potenzialen sowie im Bereich der Kundenbindung eine wichtige Rolle.
Effektiv ist der Einsatz von Informationsangeboten aber nur, wenn dahinter eine Strategie steht, die zu den Anforderungen und Entscheidungsprozessen Ihrer Kunden passt. Dafür müssen Sie eine Content-Marketing-Strategie entwickeln.
Die Planung einer Content-Marketing-Strategie beinhaltet organisatorische und analytische Aufgaben. Die wichtigsten Schritte sind:
1: Ziele definieren
Was wollen Sie mit Ihrem Content erreichen? Diese Frage steht bei der Strategieentwicklung an erster Stelle. Bewährt hat sich die SMART-Logik, laut der Ziele spezifisch, messbar, erreichbar („attainable“), relevant und termingebunden sind.
2: Tools auswählen
Wer Content Marketing professionell betreiben will, kommt um Software nicht herum. Dazu zählen Content-Management-Systeme (CMS), Software für die Suchmaschinenoptimierung sowie ggf. für Videos, Podcasts oder Info-Grafiken.
3: Kundenwissen aufbauen
Kundenwissen sollte nicht rein intern zusammengetragen werden. Erkenntnisse, die Sie in Marketing und Vertrieb wirklich voranbringen, erhalten Sie von den Menschen, die über den Kaufentscheidungsprozess am besten Bescheid wissen: die Entscheider:innen in Kundenunternehmen.
Für die Entwicklung bzw. Vertiefung von Kundenwissen eignen sich Werkzeuge wie Jobs-to-be-Done-Analysen auf Basis von Interviews sowie Kundenbefragungen. Hierbei ordnen Sie jedes Ihrer Produkte (bzw. jede Dienstleistung) bestimmten Jobs zu, die Ihre Kunden damit erledigen möchten. Ein Job bestimmt, welches Problem mit Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung aus der Welt geschafft bzw. welcher positive Zustand erreicht werden soll.
Anhand dieser Jobs schneiden Sie dann sämtliche Marketing- und Sales-Maßnahmen auf die Stufen der Customer Journey zu.
4: Bestandsaufnahme durchführen
In den meisten Unternehmen existieren bereits Inhalte, die sich im Rahmen eines Content-Programms verwerten lassen. Sie müssen also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bei null anfangen.
Um herauszufinden, welche Content-Elemente Sie wiederverwerten können, müssen Sie eine Bestandsaufnahme machen. Ein Content Audit hilft Ihnen, einen Überblick zu Ihrem Status Quo zu gewinnen. Die Transparenz, die Sie schaffen, erleichtert es, inhaltliche Lücken zu identifizieren und Stück für Stück zu schließen.
5: Konkurrenz analysieren
Teil jeder guten Content-Marketing-Strategie ist ein Blick über den Tellerrand. Genauso wie Sie Ihren eigenen Content-Auftritt bewerten, sollten Sie auch die Performance Ihrer Konkurrenten analysieren. Dadurch erhalten Sie einen Eindruck von deren Strategien, Stärken und Schwächen. Sie bekommen Impulse, die Ihrer Strategie den Feinschliff geben.
6: Ideen sammeln
Im Rahmen Ihrer Analysen werden Sie zahlreiche Themen identifizieren, die für Ihre Kunden interessant sind. Diese ergänzen Sie durch eine gezielte Online-Recherche sowie ein Brainstorming.
Hieran beteiligen sich im besten Fall nicht nur Ihre Kolleg:innen aus dem Marketing. Der Vertrieb etwa ist wesentlich näher dran an Ihren Kunden und weiß recht genau, welche Informationen aus deren Sicht von Bedeutung sind.
Eine weitere gute Quelle für neue Content-Bausteine sind Case Studys. Mit diesem Wissen ergänzen Sie Ihre ersten Ideen und erstellen einen Redaktionsplan.
Wichtig ist, dass Sie bei der Themenfindung die Keywords finden, die Kunden im Rahmen der Recherche verwenden. Sie müssen alle Suchbegriffe zusammenfassen, die Ihre Kunden bei der Recherche verwenden, und darauf Ihren Content zuschneiden.
Themen zu finden, die Zielgruppen im Rahmen der Entscheidungsfindung interessieren, ist für das Marketing gerade in B2B-Unternehmen schwierig. Welche Quellen Sie hierfür anzapfen können, haben wir für Sie in unserem Blogbeitrag „Aus welchen Quellen können B2B-Unternehmen Themen für ihren Content schöpfen?“ zusammengefasst!
7: Content-Formate auswählen
Im Content Marketing gibt es viele Wege, um Wissen zu teilen. Die bekanntesten Formate sind:
- Blogposts
- Whitepaper
- E-Book
- Newsletter (per E-Mail)
- Webinare
- Podcasts
- Videos
- Infografiken
- Checklisten
- Umfragen
Ratsam ist jedoch, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Für Inbound Marketing genügt z. B., wenn Sie mit einem Blog und einem Value-Content-Angebot starten (etwa einem Whitepaper). Später, wenn Ihnen die ersten KPIs zur Performance vorliegen, können Sie Ihren Content-Auftritt dann sukzessive ausbauen.
Für Demand Generation wiederum empfehlen sich vor allem LinkedIn-Content sowie Podcasts. Damit erreichen Sie passende Entscheider:innen am besten.
8: Distributionskanäle aussuchen
Im letzten Schritt entscheiden Sie, auf welchem Weg Sie Ihre Informationen unters Volk bringen. Orientieren können Sie sich am PESO-Modell. Es beschreibt die vier Kanäle, die Ihnen bei der Vermarktung Ihres Contents offenstehen:
- Paid Media (z. B. Bannerwerbung, Anzeigen, Google Ads)
- Earned Media (z. B. Backlinks, Kunden-Reviews und organisches Suchmaschinenranking)
- Shared Media (z. B. Content, den Ihre Empfänger von sich aus bei LinkedIn oder XING posten)
- Owned Media (z. B. Ihre Webseite oder Ihre Social-Media-Profile)
Die Bereiche Paid und Owned Media haben Sie selbst in der Hand. Es empfiehlt sich, beide Kanäle zu nutzen, um mit Ihrem Content eine möglichst hohe Reichweite zu erzielen. Erfolge im Bereich Earned und Shared Media sind schwerer zu erreichen.
6. Woher nehmen Sie Ihren Content?
Ein Content-Programm umfasst für Anwender:innen eine Vielzahl an organisatorischen, operativen und technischen Aufgaben. Daher sollten Unternehmen mit Blick auf ihre Ressourcen und Kompetenzen frühzeitig klären, ob sie diese Aufgaben selbst erledigen können oder sich für ihren Content externe Unterstützung holen müssen.
Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile:
- Content Marketing allein durchführen: Marketer sparen Organisationsaufwand (Briefings, Freigabeprozesse) und sind bei der Planung und Durchführung etwas flexibler. Dazu wirken Content-Angebote teilweise authentischer, wenn sie komplett Inhouse produziert wurden. Dafür braucht es jedoch Ressourcen, z. B. Expert:innen für Strategie, Text und Design, sowie ausreichend Kapazitäten im Marketing-Team.
- Content Marketing mit Dienstleister: Firmen erhalten neue Impulse von Personen, die auf die Erstellung von Inhalten spezialisiert sind und interessante Ansichten zu Ihren Produkten, Dienstleistungen und (Marketing-)Themen liefern. Spezialisierte Dienstleister haben Erfahrung mit der Erstellung und Umsetzung einer Content-Marketing-Strategie. Das senkt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen Anfängerfehler passieren.
Ganz gleich für welche Variante Sie sich entscheiden: Sie müssen dafür sorgen, dass Ihr Content-Projekt hohen Stellenwert genießt. Bei der operativen Umsetzung ist Ihr Marketing mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Fachwissen Ihrer Kolleg:innen aus anderen Abteilungen angewiesen. Sie müssen für die Content-Angebote den Input liefern, und das können Sie nur, wenn Sie von Führungskräften Freiraum erhalten.
7. Stolperfallen im Content Marketing
Content Marketing ist komplexes und arbeitsintensiv. Es liegt in der Natur der Sache, dass dabei auch Fehler geschehen können. Zum Beispiel:
Schlechte Vorbereitung
Einfach drauf los zu arbeiten, provoziert Fehler und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ressourcen vergeuden oder Ihr Content nicht die nötige Qualität aufweist. Dann können die erhofften Positiveffekte sogar ins Gegenteil ausschlagen. Ein schlecht geschriebenes Whitepaper rückt Sie als Anbieter z. B. in ein schlechtes Licht.
Falsche Prioritäten
Content Marketing macht man nicht einfach nebenher. Ihr Programm muss ausreichend Ressourcen und Kapazitäten erhalten. Ansonsten schieben Sie immer wieder Aufgaben vor sich her, die Sie nicht umsetzen können, weil Ihr Tagesgeschäft dies nicht zulässt.
Wichtig ist außerdem, dass Ihr Content-Programm in allen daran beteiligten Fachabteilungen priorisiert wird. Das gilt für
- die Expert:innen (z. B. aus der Produktentwicklung, dem Pre-Sales oder dem Service), die den fachlichen Input liefern,
- die Geschäftsführung (sie muss die Kapazitäten und Ressourcen freigeben) sowie
- die IT (sie muss häufig die Systemlandschaft für das Content-Marketing-Programm betreuen, wenn diese Verantwortung aufgrund von SaaS-Nutzung nicht auf die Marketing-Abteilung übergeht).
Zu viel Masse, zu wenig Klasse
Gerade am Anfang sollten Sie nicht zu viele Baustellen auf einmal eröffnen. Konzentrieren Sie sich lieber auf zwei oder drei Hauptprojekte (z. B. den Aufbau eines Blogs und ein dazugehöriges Download-Angebot) und widmen Sie diesen bis auf Weiteres Ihre volle Aufmerksamkeit. Das bringt Ihnen mehr als eine Masse an mittelprächtigem Content.
Fehlende Expertise
Dem Marketing fehlt oft das Fachwissen, um Content allein zu erstellen. Das liegt an der Ausbildung der meisten Marketer. Wer BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert hat und für einen Software-Anbieter arbeitet, wird vermutlich Schwierigkeiten haben, die technischen Feinheiten dieser Software zu beschreiben. Zumindest wird der Content in diesem Fall nicht so gut, wie er sein könnte.
Gehen Sie lieber keine Kompromisse ein: Nutzen Sie für Ihren Content das Fachwissen aus anderen Abteilungen! Ihre Kolleg:innen aus dem Pre-Sales sind z. B. gut darin, die Vorteile und Anwendungsfälle Ihrer Angebote gegenüber Kunden zu präsentieren. Dieses Wissen können Sie für Ihre Zwecke nutzen. Und Ihre Kolleg:innen können „nebenbei“ üben, komplexe Sachverhalte zu erläutern.
Unpassende Ansprache
Nicht zu unterschätzen ist die Form der Ansprache, die Sie für Ihre Inhalte wählen. Arbeiten Sie z. B. in einem Beratungsunternehmen, das auf Industriekunden spezialisiert ist, werden Sie sich mit einer B2C-orientierten Kundenansprache keine Freunde machen.
Dasselbe gilt für den Sprachstil, den Sie wählen. Sich dabei an seiner letzten Hausarbeit an der Uni zu orientieren, um besonders kompetent zu erscheinen, ist nicht immer sinnvoll. Zu einfach gestrickt sollte Ihr Content stilistisch natürlich auch nicht sein. Hier müssen Sie die richtige Balance finden.
8. Content Marketing mit chain relations
Modernes Online-Marketing ist ohne Content nicht mehr möglich. Kehrseite der Medaille ist, dass in vielen Branchen bereits unzählige Content-Angebote verfügbar sind. Darauf können Sie mit zwei Maßnahmen reagieren:
- Zum einen müssen Sie Kundenwissen aufbauen, das punktgenauen Content ermöglicht. Für diese Aufgabe eignen sich Jobs-to-be-Done-Analysen.
- Zum anderen benötigen Sie eine sorgfältig vorbereitete Strategie, die zu Ihren Kunden, deren Entscheidungsverhalten und Präferenzen passt. Wie das in Ihrem Fall aussehen kann, können wir gerne unverbindlich diskutieren!